Im 19. Jahrhundert schuf der Arzt Dr. Wilhelm Heinrich  Schüßler (1821 - 1898) die nach ihm benannte biochemische Heilweise. Dabei  handelt es sich nicht, wie oft behauptet, um eine Abart der Homöopathie oder  gar eine vereinfachte Homöopathie. Vielmehr schuf Schüßler eine völlig neue  Methodik in der Therapie. Die Grundidee der Schüßlerschen Methode ist die Regulation  gestörter Zellfunktionen durch genau die Mineralstoffe, die bereits im gesunden  Zustand die Grundfunktionen der Zellen regulieren. Schüßler hatte also nie den  Ansatz, das passende Mittel nach der Symptomatik des Krankheitsbildes und dabei  zu Tage tretenden Ähnlichkeiten mit dem Arzneimittelbild einer homöopathischen  Arznei zu wählen.   | 
                   | 
                  | 
               
               
              
             
               
                 
                   Sein Ansatz war, die Abweichung von der gesunden Funktion des  Organismus durch die Verabreichung kleinster Mengen regulativ wirkender  Mineralstoffe und Spurenenlemente zu beheben. Schüßler schrieb in seinem Werk  „Eine abgekürzte Therapie“ (1878): „ Mein Heilverfahren ist aber kein  homöopathisches, denn es gründet sich nicht auf das Ähnlichkeitsprinzip,  sondern auf die physiologisch-biochemischen Vorgänge, welche sich im  menschlichen Organismus vollziehen.“ Nach über 10-jähriger Tätigkeit als homöopathischer Arzt  begann setzte er sich intensiv mit den Werken von Justus Liebig (Die  Thierchemie oder die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und  Pathologie) und dem niederländischen Physiologen Jakob Moleschott (Physiologie  des Stoffwechsels in Pflanzen und Thieren) auseinander. Die Forschungsarbeiten  auf dem noch jungen Gebiet der analytischen Physiologie und Biologie bildeten  die Basis für die Entwicklung seiner Heilmethode. 
                     | 
                   | 
                  | 
                
              
             
               
                 
                     Diese Forschungen zu den vielfältigen Wirkungen und  Funktionen der Mikronährstoffe und mineralischen Bestandteile pflanzlicher und  tierischer Organismen inspirierten Schüßler zur Entwicklung seiner  eigenständigen Therapiemethode. 
Insbesondere seine Faszination für die Werk Moleschotts hebt  Schüßler selbst hervor. Für das Gedankengebäude Moleschotts gibt es eine  interessante Facette. Moleschott betonte in seinen späten Jahren, dass er sich  keineswegs als reinen „Materialisten“ sieht. Für ihn sei Materie immer  untrennbar mit Energie verbunden gewesen, ohne Energie könne Materie nicht  existieren und umgekehrt. Dieser Monismus, dieser Gedanke von der unteilbaren  Einheit von den Gegensätzen Materie und Energie, stellt eine Verbindung zum  dialektischen Weltbild der griechischen Philosophen her. Damit verbindet  Moleschott diesen „modernen“ Forschungszweig der Physiologie mit den  Grundannahmen der traditionellen europäischen Medizin. 
                     | 
                   | 
                 
                     
                     
                   Jakob Moleschott (1822 - 1893) 
                     ---> mehr  
                     | 
                
                          |